Auch im Leben eines glücklichen Kakaobauern in Nicaragua laufen die Dinge manchmal nicht so, wie man es sich gewünscht hat. Heute standen das Entfernen der Plastikbändchen und Prüfen der Veredelung auf dem Programm. Um zu sehen, ob das fremde Pflanzenteil angewachsen ist, zeigt der Kratztest. Ist es unter der obersten Hautschicht grün, hat die Veredelung geklappt. Doch schon nach den ersten paar Bäumchen ist mir klar: Das wird eine schlechte Ausbeute. Die Rinde ist nass, braun und viele Teile fallen einfach ab.
In den Tagen nach der Veredelung hat es eine Woche lang sehr stark geregnet. Das ist keine gute Voraussetzung. Und tatsächlich: Wasser ist in die Operationsstelle eingedrungen, obwohl der "Verband" fest geschnürt war. Das hat zur Folge, dass die aufgepfropften "Augen" nicht gut angewachsen sind. Ich zähle 105 von ursprünglich 210 veredelten Pflanzen. Keine gute Quote. Ich befürchte außerdem, dass später auch bereits angewachsene Teile durch die enorme Feuchtigkeit noch abfaulen können. Und so kommt es auch. Weitere 10 Tage später bleiben nur noch 43 Bäumchen übrig. Die müssen jetzt allerdings noch ausschlagen, was durch die eingedrungene Feuchtigkeit auch nicht mehr sehr wahrscheinlich ist, aber warten wir es ab.
Und wie geht es nun weiter? An sich ist die misslungene Veredelung kein Problem, wir können einfach einen neuen Versuch unternehmen. Soweit wird es allerdings erst im Januar sein, denn die Wunden müssen erst einmal verheilen und die Bäumchen neue Kraft schöpfen. Zum Glück habe ich die garantierte Bezahlmethode gewählt: Die Arbeit muss so lange wiederholt werden, bis alle Bäumchen erfolgreich veredelt sind. Einen Vorteil hat die Verzögerung übrigens: So verteilt sich die Haupterntezeit auf verschiedene Zeitpunkte, denn veredelte Kakaobäume tragen im Gegensatz zu den "klassisch gezogenen" nicht das ganze Jahr über Früchte.
Für meine Baumpaten heißt es jetzt dennoch geduldig sein. Erst, wenn die veredelten Bäumchen wirklich austreiben, werde ich sie ihren Paten fest zuteilen. Bald dürften aber auch die Kakaopäckchen bei ihnen ankommen und die Wartezeit ein wenig versüßen.
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